Durch Täler und Berge sucht der Zug sich seinen Weg. Mein Blick
streift die alte kindliche Heimat. Dann bleibt sie zurück. Ein alter Bahnhof,
vergilbte Schilder, zerbrochene Fensterscheiben. Plötzlich die wunderschöne Silhouette
einer Burg. Altstadt. Urig.
Von nun an folgt der Zug einem Fluss, der glitzernd im gelegentlichen
Licht der Sonne zum stetigen Begleiter wird. Dann aber bohrt er sich eine Weile
den Weg durch den Berg. Den Berg? Einen der vielen folgenden Berge. Nach einem
der Tunnel taucht plötzlich ein Hügel, überfüllt, besiedelt von Häusern auf. Immer
neue Bilder zeigt die Mattscheibe neben mir. Ich kann meinen Blick kaum lösen
von den Wäldern, scheinbar unberührter Natur.
Die entstehende Gemütlichkeit wird lediglich vom Halten in
Bahnhöfen, Fahrten durch die Stadt, unterbrochen. Wir überqueren einen Fluss
und durchfahren ein Tal, umgeben von Feldern, doch geschützt von den Bergen
ringsum. Ich wünsche mich zurück in eine Zeit in der, man durch das offene Fenster
die Natur bestaunen konnte und den Duft der vorbeiziehenden Felder roch. Fachwerkhäuser
nicht vom Dreck der Fensterscheiben schier verdeckt wurden.
Stattdessen erblicke ich Neubausiedlungen, die sich um eine
alte wunderschön hochragende Kirche versammeln. Dann wieder stille - Pure
Natur. Aber nach jedem Tunnel taucht ein neues Tal auf. Jedes geprägt von
anderen Zeiten, anderen Menschen.
Was ich sehe lässt sich mit Worten kaum erfassen. Es
verliert seinen Glanz und der Bruch der Stadt - die Hässlichkeit der Neuzeit -
lässt sich nicht beschreiben. Dabei ist sie hier so gering und doch so
offensichtlich, dass es in den Augen schmerzt.
Nun tauchen Bäume unbekannter Farbe und Gestalt auf, dann
Häuser bunt, ein jedes mit anderem Gesicht.
Die Sonne erscheint und lässt bunte Blätter herbstlich
farbenfroh erstrahlen.
Dankbar bin ich dem, der dies erschuf.
Freudig, mein Ziel innerlich erwartend, genieße ich diese
Fahrt. Kommende werden weniger ruhig sein.
Doch für das Ziel lohnt sichs.
Am Ziel:
Kindlich staunend heb ich meinen Blick den Häusern empor,
bis zum Schloss.
Es gibt keine Sekunde mehr, die ich nicht versuche alles in
mich aufzusaugen, was mich umgibt. Alte, wunderschöne Fachwerkhäuser, soweit
das Auge reicht! Gepflasterte Straßen, nicht geteert. Viele, viele Treppen
durchziehen die Stadt, Bergauf – Bergab führt mein Weg hindurch. „Wie
gefährlich muss es im Winter sein!“, denk ich und stelle mir alles unter einer
dicken, weißen Schneeschicht vor. Doch Schlitten fahren muss hier Spaß machen!
Vielleicht auch auf dem Weg zur mittelalterlichen Universität, mitten in der
Stadt.
Die Stadt selbst scheint der Wassergraben, des Schlosses zu
sein. Keiner kommt hinauf ohne sie zu durchqueren. Was für ein Königsschutz,
was für ein Völkermord?!
Doch die Neuzeit hat trotz all der alten Schönheit ihre
Spuren hinterlassen!
Immer wieder neue Häuser, ungepflegt, zerstören das Bild
einer einzigartigen Stadt.
Churches vs. Daily partys!
Gesellschaft- Jung. Ein Viertel sind allein Studenten.
Faszination lässt mich nicht mehr los. Das Hochzeitspaar am
Aussichtspunkt passt ins Bild. Ein Blick in die Weite. In die Weite Zukunft.
Der Weg zurück, eingeholt von der Welt, umgeben von dicht
aneinander gedrängten Menschen und auf einer anderen Strecke, wirkt
ernüchternd.
Zurück geht’s in die Heimat. Zurück in Schule, Alltag. Zurück
aus einem Märchenland, tiefer Erholung. Zurück.
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