Was für ein Sommer!
Der Himmel färbt sich grau, wird immer
dunkler.
Ich warte nur auf den Moment, wenn die
ersten Tropfen gegen meine Fensterscheiben prasseln, um dann raus zu
rennen, die Wäsche zu „retten“ oder Mamas bunt gestreiften
Teppich rein zu holen, bevor es sich nicht mehr lohnt. Mein
Sonnenschirm ist bereits vor Stunden auf die Terrasse gesegelt. Dann
eben nicht Sommer.
Als es Abend werden will beginnt
endlich das Schauspiel: Es scheint als wolle der Regen den Boden erst
vorsichtig anfeuchten, ihn an sich gewöhnen, bevor er Fluten fallen
lässt, los lässt, Druck ablässt.
Ich sitze in meinem dunklen Zimmer,
gemütlich in eine Decke gewickelt, den Blick auf die kalte
Glasscheibe gerichtet, die zum Musikinstrument wird. Eine Tasse Tee
in der Hand und ich träume. Prasselnder Regen erinnert mich an
Zeltnächte, Rennen durch plötzlich auf uns einströmende
Regenfluten auf dem Weg zur Eisdiele bei einem Geburtstag, ebenso in
Berlin mit neuen Sandalen, die von dem vielen Wasser anfingen zu
schäumen, als Kindergartenkind nach einer Feier durch leichten Regen
im Dunkeln getragen werden. Regen bringt Segen. Irgendwann packt es
mich: Ich kann doch nicht ewig hier herum sitzen. Ich mache Musik an,
öffne die Balkontür und laufe Barfuß hinaus. Das Gesicht in
Richtung Himmel gestreckt, grinsend schließe ich die Augen und
genieße, träume.
Träume von dem ersten Tag im Frühling,
als ich Barfuß durch den Garten lief und das Gefühl genoss, es
würde warm, obwohl ich nach einer Weile rein gehen musste, um mir
keine Erkältung zu holen, so sehr fror ich.
Träume von einem Tag im Herbst, als
ich noch klein war, in den Wald zum spielen ging und durch die vielen
fallenden Blätter tanzte, die der Wind um mich herum fallen lies,
wie der erste Tag im Schnee.
Träume von eiskalten Winternächten
und da gehe ich wieder herein um meinen Tee weiter zu trinken um
nicht zu frieren, in diesem nassen Sommer. Ich gehe herein, schüttele
mich wie ein nasser Hund, lache leise auf und hole mir ein Handtuch,
als käme ich gerade aus dem Pool.
Es ist Sommer: ich habe Zeit zum Leben
genießen, schreiben und zum Reisen, Freunde treffen, freie Zeit.
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