Samstag, 30. Juni 2012

Es riecht nach Freiheit


Nur noch eine Woche bis zu den Ferien. Der Sommer ist endlich richtig da! Es ist warm, die Sonne scheint, alles wächst, blüht und gedeiht – ja trägt sogar Früchte.
Ich lass mir die Laune nicht von der Tatsache vergraulen, dass der verregnete Frühling all die Kirschblüten weggeschwemmt hat – schließlich bedeutet das auch weniger Arbeit mit verfaulten Früchten und meine erste garteneigene Kirsche habe ich soeben trotzdem verspeisen können!
Die Rosen verbreiten ihren Duft ebenso, wie meine Lieblingspfefferminze. Alles blüht in bunten Farben. Der Himmel ist strahlend blau. Nur wenige Wolken kündigen ein erfrischendes Gewitter am Abend an. Auf dem Weg zur Schaukel entdecke ich eine Vogelfeder. Das Feld hinter unserem Garten steht in voller Pracht. Barfuß genieße ich das Wetter, die Wiese unter meinen Füßen.

Ich weiß, dass es längst Zeit ist. Zeit für Ruhe und Gelassenheit, Hängematte, Trampolin und schulferne Bücher! Zeit für verrückte Reisen, Spontanbesuche und meine Freunde. Zeit für Ferien!

Ich habe heute (zumindest in der oberen Etage) Sturmfrei! Ich habe Ruhe, um mich von der letzten Woche auszuruhen, kann so laut Musik hören wie ich will, mir Spiegeleier machen ohne, dass mir jemand dazwischen pfuscht und mir meine Zeit selbst einteilen.
Niemand beschwert sich, wenn ich Gitarre spiele oder stört mich, wenn ich Gedanken nachhänge oder an irgendetwas arbeite.
=D

Heute ist sie endlich da: Die Vorfreude! Das schlimmste ist geschafft. Nur noch eine Woche...noch viel vorzubereiten, aber darauf freue ich mich! Hochzeit, Freizeit, Zeit mit dem Liebsten/den liebsten Menschen der Welt verbringen!

Und gleichzeitig die Frage: Was wird nächstes Jahr um diese Zeit sein?
Dies sind meine letzten Sommerferien vor dem Abitur – ein seltsames Gefühl.
Die Zeit vergeht. Und mit ihr kommt die Freiheit.
Die Freiheit immer mehr selbst zu entscheiden, selbstständig zu Leben.
Und gleichzeitig ist kindliche Freiheit vorbei?!
Will ich DIESE Freiheit wirklich? Oder wird sie mir früher oder später Angst machen, mich einsam machen??

Die Sicherheit, dass Gott mit gehen wird und ich immer irgendwo Menschen haben werde, mit denen ich reden kann tut dabei unendlich gut!

So, nun weg mit euch vom PC und genießt das schöne Wetter, solange es da ist =D
Geht mal raus und schaut nach, ob es stimmt: Es riecht nach Freiheit!

Mittwoch, 27. Juni 2012

Schulalltagsgedanken


Fast hätte sie mich umgerannt. Auf dem Rücken trägt sie im blauen Koffer ein Cello, das fast so groß ist, wie sie selbst. Während sie mit der einen Hand einen Kuchen balanciert, hält sie mit der anderen die Keksdose fest, damit diese nicht von der Kuchenhaube rutscht. In der Armbeuge desselben Arms hängt ihre Schultasche. Mein Fazit: Ein engagiertes Mädchen, das wahrscheinlich heute Geburtstag hat. Ihr Gesicht verrät mir: Sie ist höchstens in der sechsten Klasse und offensichtlich im Stress, also lasse ich sie laufen und setze meinen Weg durch das Schulgebäude fort.
Eine Stufenkameradin fragt mich wo wir Unterricht haben und macht mich anschließend auf den Jungen aufmerksam, der mal wieder wegen seiner ungestümen Art gehänselt wird und an ihrem Tonfall merke ich, dass sie den Kindern, die ihn anschreien und schubsen recht gibt. Ich reagiere eisig (was meiner eigentlich lieben Stufenkameradin nicht gerecht wird) und überlege, ob ich eingreifen soll, obwohl ich genau weiß, dass es auch dieses Mal nichts ändern wird - Höchstens den Streit auf die Toilette verschiebt, wo ich machtlos bin.
Zum Glück kommt in diesem Moment der Lehrer der kleinen Raufbolde, und schickt sie energisch in ihren Klassenraum.
Ich vernehme eine Stimme irgendwo hinter mir. Wer hat mich gerufen?
Da kommt eine gute Freundin angelaufen, die mir noch schnell etwas mitteilen will, bevor wir beide (sowieso zu spät) in den Unterricht müssen. Heute ist einfach zu viel los und meine Stufenkameradin geht schon einmal vor.
Als mir auf dem Weg zum Raum die Musiklehrerin entgegenkommt, die mich immer grüßt, obwohl ich sie nur einmal gebeten habe einen Raum aufzuschließen und nie bei ihr Unterricht hatte, lächle ich sie freundlich an. Sie lächelt zurück. Doch nie wechseln wir ein Wort.

Mein Lehrer beachtet mich kaum, als ich zu spät in den Unterricht platze, mich möglichst leise auf meinen Stuhl setze und Bücher und Ordner raus krame, während ich in das Buch meiner Sitznachbarin schiele um zu sehen, was gerade gemacht wird.
Der Lehrer macht heute früher Schluss, weil er noch einen anderen Termin hat und ich finde fünf Jungs aus meiner Stufe im Foyer beim Kartenspielen vor, die gerade eine Freistunde haben. Eine andere macht Hausaufgaben, wieder eine anderer steht vorm Kiosk und versucht sich zu entscheiden welches Brötchen er kaufen soll, während ich mich auf den Weg in die Mensa mache um mein bestelltes Mittagessen zu mir zu nehmen, bevor ich mir zwei Stunden meines Hassfachs antue. Die letzten zwei Stunden des Tages.

Und so könnte ich weiter erzählen...
Sind es im Prinzip nicht immer die gleichen Szenen, die sich tagtäglich vor uns abspielen?
Und wir verändern kaum etwas. Nein wir machen Rituale aus dem, was uns begegnet. Das gibt uns Sicherheit.
Mit dem Literaturkurs haben wir diese Woche ein Theaterstück aufgeführt, für das wir viele, viele Stunden in der Schule mit Proben verbracht haben - Zu Zeiten, an denen niemand außer uns da war. Seit Beginn der intensiven Probezeit verspüre ich immer wieder das Bedürfnis meine Schuhe auszuziehen und auf Socken durch das Gebäude zu laufen oder mir einen Tee zu kochen, so albern das auch klingt. Natürlich tu ich das nicht. (Jedenfalls nur in seltenen Ausnahmefällen)
Die Schule allerdings wird mir allmählich zum alltäglichen Zuhause.
Hier wohne ich, hier lebe ich, hier arbeite ich. Hier sind Menschen, die in mein Leben gehören. Zugegeben: Es sind sehr viele, und nur mit wenigen hat man WIRKLICH etwas zu tun.
Aber die vielen typischen Begegnungen und meine Art Menschen um mich herum zu analysieren und mit ihnen umzugehen wie sie nun einmal sind und Beziehungen zu ihnen aufzubauen sind Ursache für dieses seltsame Gefühl von: Hier lebe ich. (Vermute ich)
Jeder in der Schule spielt eine andere Rolle...die des Stufenpapas oder die der alles überblickenden Oma. Der, der einen ernst nimmt und die chaotische Tante, die einfach nie einen Plan von irgendwas hat.
Und so weiter.... kennt ihr das?
Das Leben besteht echt aus komischen Systemen!

Liebe nachdenkliche Grüße
Glöckchen.

Freitag, 22. Juni 2012

Zuggedanken II

Ich verbringe viel Zeit mit Zug fahren. Und ich tu das gerne. Natürlich (wie könnte es anders sein) bin ich KEIN begeisterter Anhänger der Deutschen Bahn. Aber auch daran gewöhnt man sich. Man kann sich immer auf Verspätungen und andere Probleme verlassen und wenn man einen Termin irgendwo weit weg hat plant man besser etwas mehr Zeit ein.
Zug fahren bedeutet Zeit zum nachdenken zu haben. Zumindest wenn man alleine reist. Musik hören, lesen, Aufgaben erledigen, zu denen man sonst nicht kommt. Und auch einfach mal NICHTS tun. Nichts, als gelegentlich Landschaft und Mitreisende zu beobachten und zu analyiseren -Ich kanns eben doch nicht lassen!
Aber Zug fahren bedeutet mehr. Zug fahren bedeutet eine Reise machen, um einen geliebten Menschen zu treffen. Deshalb lässt es sich leicht träumen. Vorfreude ist die schönste Freude?!
Dafür lässt man sich gern von der Deutschen Bahn belästigen!
Wenn ich mit meiner besten Freundin reise, haben wir uns immer viel zu erzählen. Und schweigen wir, dann muss irgendwann einer von uns beiden grinsen...weil wir niemals eine gemeinsame Reise unternehmen, die nicht in irgendeiner Form verrückt wäre =D
Diese aufregende Spannung - was wird diesmal alles passieren? Läuft etwas schief? Mit welchen Erfahrungen kommen wir zurück?
Und auf der Rückfahrt sind wir müde. Dann ist es ähnlich, als würde man allein fahren. Nur mit dem Unterschied, dass man jemanden zum Reden hat, wenn man sich über die Ereignisse austauschen möchte.
Ich kann solche Fahrten nur wärmstens weiter empfehlen.  =D
Und dann der Moment, wenn man am Bahnhof ankommt. Viele Kilometer zurückgelegt hat, um fröhlich begrüßt zu werden, sich zu bemühen den Rest des Tages einigermaßen wach und aufmerksam zu wirken =D Nein quatsch - UM GLÜCKLICH ZU SEIN. Es hat sich gelohnt - wieder einmal!
Man braucht einen Moment, um sich wieder aneinander zu gewöhnen. Egal ob es der Freund oder irgendeine Freundin ist. Es dauert seine Zeit. Und das gehört genauso dazu wie der Tuckelzug, der alle 3 Minuten hält und ebenso oft seine Ansage wiederholt, man soll auf den Spalt zwischen Bahnsteigkante und Zug achten. 

So ich bedanke mich nun im Namen der Deutschen Bahn und wünsche eine angenehme Weiterreise. Auf Wiederlesen! =D

Glöckchen
P.S: In einer Stunde stehe ich am Bahnhof und bin diesmal nicht diejenige, die aussteigt, sondern diejenige die empfängt und ich freu mich drauf!!! <3

Donnerstag, 21. Juni 2012

Zuggedanken I

...vom vorletzten Wochenende... 
8 Stunden Zugfahrt und mit mir viele andere die darauf warten irgendwo anzukommen.
Studenten auf dem Weg nach Hause, zu ihren Eltern oder dem Verlobten, um das Wochenende mit den Liebsten zu verbringen, die es aber doch nicht lassen können wenigstens die Zeit im Zug noch effektiv zum Arbeiten zu nutzen. Immer mit Büchern oder druckfrischen Skripten, Kulli, Bleistift für Randnotizen und Textmarker bewaffnet.
Hin und wieder trifft man auf Familien mit kleinen Kindern, die das gesamte Abteil unterhalten. Eine Mutter, die ihrer Tochter Bücher vorliest, ein besonders vorlauter dreijähriger Dreinaseweiß, ein Vater, der seine Tochter kurz auf der Treppe parkt um den Kinderwagen vom Gleis zu holen, ein schreiendes Baby.
Und das ist meistens immer noch angenehmer als die sich im Sommer häufenden Junggesellenenabschiede, 10 alten Tanten auf Schnapsfahrt oder partylustige Teenager und nicht zu vergessen: FUßBALLFANS!
Aber in den Regionalzügen Deutschlands trifft man (im Gegensatz zu ICs etc.) auch immer wieder sehr interessante Menschen:
Wer kennt Forrest Gump? Leute ich sags euch ich hab ihn gesehen! =D
Und junge Pfadfinder die um einiges entspannter und erfahrener schienen als ihre Betreuer sind mir auch nicht erst einmal begegnet.
Es gibt immer viel zu beobachten auf solch langen Zugfahrten....bis es einfach nur noch  langweilig und ermüdend wird.
Die meisten Menschen lassen sich gar nicht so leicht einer Gruppe zuordnen. Wer ist der Mann in Anzug und Aktentasche, der schon viel zu lange im selben Zug mit mir sitzt, um Pendler zu sein?! Was ist mit der Frau los, die nun schon beinahe eine Stunde telefoniert und selbst nur selten zu Wort kommt? Die alte Dame mir gegenüber - ob sie wohl auf dem Weg zu ihren Enkelkindern ist, so wie der nervös auf und ab laufende Mann vor kurzem?
Pendler, die sofern sie in Gruppen reisen schon immer kundtun, dass sie wissen auf welcher Seite man am nächsten Bahnhof aussteigen muss und dann gibt es noch diese verrückten, wie wir: Mit viel Gepäck beladen suchen sie systematisch auf sich passende Sitzplätze und praktische Orte, um das Gepäck zu verstauen. Man sieht ihnen an, wie lange sie schon unterwegs sind und sie erzählen sich gegenseitig wie cool es ist, was sie tun oder andere spannende Geschichten, mit denen sie nicht nur sich selbst die Fahrt versüßen.

Umso südlicher wir fahren, desto mehr Dialekt sprechen die Mitreisenden, was für Abwechslung sorgt. Aber am meisten freue ich mich, wenn ich mitbekomme, dass die in nächste Nähe sitzenden am gleichen Bahnhof aussteigen, oder sogar mit in den nächsten Zug umsteigen.

Heute führt unser Weg den Rhein entlang. Eine faszinierende Aussicht auf Felsen, Schlösser und Burgen, sowie Weinberge begleitet uns.
Wie gemalt sehen die Felder aus, die zwischenzeitlich von vorbeiziehenden Wolken in Dunkelheit verschluckt werden. Ein Spiel aus Licht und Farben. Die Sonne scheint und wir schauen ihr zu, sind glücklich über jeden Bahnhof, an dem wir sie ein wenig genießen dürfen. Bis es weiter geht - Ab in den nächsten Zug..Auf in neue Abenteuer.

Abenteuer durch Begegnungen. Auf dieser Reise traf ich eine Missionarsfamilie aus Boston und einen russisch-deutschen Christen, der Bibel las und erzählte, dass er mit Kirche nichts mehr zu tun haben wolle, aber an Gott festhalte.
Es war eine verrückte Reise, auf der ich viel gegrinst habe und wie man sieht...mich gut mit schreiben und ähnlichem ablenken musste...es war die verrückteste Reise, die ich je angetreten bin..würde ich sagen.

Aufgeregte Grüße vom
Glöckchen

P.S: Morgen Abend folgt Teil II